Eigentlich hasse ich Camping!
Mein Freund sprach schon lange von dem Wunsch mit einem Bulli einen Roadtrip zu machen. Meine Begeisterung hielt sich erst noch in Grenzen, denn ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen Roadtrip im Ford Fiesta und mit Zelt hinter mir. Nach einer Nacht bei 8 Grad im Zelt schwor ich mir: Ich hasse Camping.
Auf die Bulli Vermietung Elb-Camper sind wir durch Freunde aufmerksam geworden. Nach einem Telefonat mit Niklas und Anna, wusste ich, dass ich auf meiner ersten Reise einfach nur schlecht vorbereitet war. Wir hatten damals Isomatten, hart wie Stein und Sommerschlafsäcke. Wir hatten einen Campingkocher vergessen, sodass wir alles in einer Mikrowelle unserer Nachbarn zubereiten mussten und wir kannten keine Apps für gute Stellplätze. Im Elb Camper Bulli ist einfach alles drin, was wir für unseren Roadtrip brauchten und ich war überzeugt es nochmal mit dem Camping zu probieren. Unser Abenteuer mit dem Bulli ging los!
Die Übergabe & der erste Stopp
Bei der Übergabe des Bulli´s wurde mir alles ausführlich erklärt und gezeigt. Ich hatte nur noch eine Frage: wie soll ich dieses, in meinen Augen „rieeesige Auto“ überhaupt heil nach Hause bringen? Doch beim Anfahren löste sich diese direkt auf. Der Bulli soff mir nicht, wie ich erwartet hatte ab und es fühlte sich auch nicht wirklich größer an als ein durchschnittlicher Kombi. Viel besser war: Man sitzt so angenehm hoch- ich war quasi einer der Könige der Straße, was den Überblick anging. Als wir dann alles gepackt hatten und auch die Fahrräder aufs Auto aufgeladen waren, ging es los. Ich war erstaunt, wie schnell das Packen eines Autos ging, wenn man Platz hat.
Unser erster Stopp war an der Moselschleife. Noch etwas befremdlich war es, sich an einen verlassenen Hang zu stellen und dort selig zu schlafen. Wir kochten uns auf dem kleinen Kocher innerhalb weniger Minuten unsere Nudeln, denn am ersten Abend waren wir noch nicht so mutig, was das Kochen anging. Pesto drauf und unser Abendessen mit Blick auf die Weinberge und die Mosel war angerichtet. Nur einmal kam ein Wanderer Pärchen auf dem Heimweg vorbei und wünschte uns einen guten Appetit. Wir prosteten ihnen zu und waren wirklich ganz glücklich hier und jetzt zu sein.
Als wir am Morgen dann die Schiebetür öffneten, war der erste Morgen perfekt. Hinter den Weinbergen ging die Sonne in hellem orange auf und die ersten Vögel flogen in ihrem Licht. Wir sammelten also alles ein und fuhren ins nächste Dorf, um uns ein paar Brötchen und eine Toilette zu sichern. Denn das war anfangs unsere erste Angst: „Wo gehe ich aufs Klo, wenn ich „mal wirklich“ muss?“. Der Elb Camper hat zwar für den Notfall ein Klo, jedoch wollten wir uns das wirklich für den Notfall aufsparen. Gesagt getan, Bäcker gefunden, Brötchen geholt und das örtliche Touristenzentrum aufgesucht, denn dort sind einfach IMMER Toiletten. Wir mussten an solchen Orten nie etwas dafür bezahlen und die Toiletten waren unglaublich sauber-vermutlich, weil keiner diese Möglichkeit kennt.
Unser Roadtrip
Unser nächster Stopp auf unserem Roadtrip war ein weiterer kleiner Traum für uns. Mitten im Schwarzwald standen wir auf einem Parkplatz. Um uns herum nichts als Kuhweiden und ein Kuhstall. Rundherum: Der Schwarzwald. Zum Abendessen gab es leckeres Rührei auf Brot und dazu ein kühles Alster- das darf nicht fehlen. So war unser Kühlschrank immer mit leckerem Essen und kalten Getränken gefüllt und wurde durch die Bordbatterien, welche sich während der Fahrt aufladen stehts mit Strom versorgt. Morgens saßen wir auch hier glücklich mit unserem frischgebrühten Kaffee und dem Rest des Brotes auf der Schwelle des Campers und beobachteten die Kühe in der Ferne.
Weiter ging es in Richtung Hessen. Hier standen wir das erste Mal auf einem bezahlten Wohnmobilstellplatz. Was nach komischem Campingplatz klingt, entpuppte sich als schöner, von Bäumen umrandeter Parkplatz mit Blick auf eine Burg. Am Parkplatz waren zwei blaue Säulen verbaut, an denen man für 2 Euro Münzgeld, Strom mit unserem Landstromkabel ziehen konnte. Manchmal kamen Anwohner auf ihrer Hunderunde vorbei, sagten jedoch nichts. Wir fühlten uns sicher und geduldet. Zum Essen gab es aus unserem Van-Kochbuch leckere Bratkartoffeln mit Walnüssen, Cranberrys und Schnittlauch. Unter dem kleinen Unterstand konnten wir kochen. Am Tag parkten wir das Auto im nächsten Ort und frühstückten unsere Brötchen, aus der süßesten Bäckerei im tiefsten Hessen, am Fuße der Burg. Um uns herum war nichts als Wald und wir fühlten uns mehr als autark. Auf dem Weg besuchten wir noch auf einen Abstecher Heidelberg und Freiburg im Breisgau. Dazu parkten wir etwas außerhalb und fuhren mit den Fahrrädern in die Stadt. So unkompliziert bin ich lange nicht gereist.
Unser nächster Stopp war im Harz. Mit Blick auf eine Talsperre kochten wir nun zum zweiten Mal unsere Bratkartoffeln und kredenzten dazu einen frischen Salat. Auch dafür passten alle Zutaten wunderbar in den Kühlschrank. Auf dem Weg lernten wir noch Frankfurt am Main kennen, für uns das erste Mal, solche Hochhäuser in Deutschland zu sehen. Auch hier: kostenlos außerhalb geparkt und mit den Rädern in die Stadt gefahren. Wäre nicht Corona gewesen oder wären wir aus Niedersachsen gewesen, hätten wir dort gerne noch gestanden. Leider wurden wir am nächsten Tag auf die Coronaregelungen für Hamburger in Niedersachsen hingewiesen und fuhren in Richtung Brandenburg. Ich bin ehrlich: Ich dachte, mich erwartet im tiefsten Osten nichts anderes als Felder, alte Blockbauten und Langeweile. Schnell fuhren wir also noch an die nicht weit entfernte Touristeninfo, die natürlich wieder sehr sauber war und keinen einzigen Touristen beherbergte. Dann gingen wir etwas wandern. Ein toller Weg führte durch Kiefernwälder auf einen recht hohen Punkt. Auch hier trafen wir vielleicht insgesamt 5 Menschen, ansonsten waren wir allein. Wir waren ganze 5 Stunden unterwegs. Am Ende wanderten wir auf einem Komoot- Wanderweg in einem Flussbett zurück zum Auto und haben sogar zwei Feuersalamander beobachtet.
Wir waren irgendwie echt angekommen in unserem Vanlife. Dann stellte sich unsere vermeintlich erste Hürde ein: Wir waren verschwitzt und mussten duschen. Meine erste Idee war es, einen See anzufahren. Doch bei der Temperatur (die sich schon in Grenzen hielt) und bei Regen, sich mit Seife in der Natur zu duschen, haben wir die Idee schnell abgesägt. Das letzte, was uns also übrigblieb waren die „Truckerduschen“ bei Sanifair. Etwas angeekelt zahlten wir jeder drei Euro, hinterließen einen Pfand und betraten die Dusche. Wir nahmen hier eine gemeinsam, damit die Angestellten nicht so viel putzen mussten. Doch was sich mir eröffnete war keine stinkende, vermüllte Raststätten Dusche. Sondern ein vollausgestattetes sauberes Bad mit Dusche und Waschbecken. Natürlich betraten wir die Dusche mit Latschen, doch heraus kamen wir sauber, wohlriechend und ernsthaft beeindruckt, wie sehr wir diese Art der Dusche unterschätzt haben. Laut unserer Erfahrung war diese Dusche und auch die, die wir danach nutzten, sauberer als die in den meisten Schwimmbädern. Wieder eine Erfahrung, über die wir froh sind, sie gemacht zu haben.
Next Stopp: Frankfurt an der Oder. Kurz: Wir blieben nicht lange und schauten uns noch schnell Eisenhüttenstadt, den Drehort vieler DDR- Filme an und verließen auch diese Stadt recht schnell wieder.
Dann kam ein weiteres Highlight unserer Tour.
Wieder über die App „Park4Night“ kontaktierten wir einen Ziegenhof. Der Bauer war unkompliziert, fragte nichts und sagte, wir sollen einfach vorbeikommen. Dort standen wir dann, mitten im Nirgendwo, etwa 3 Km von der Oder entfernt an seinem Rapsfeld. Er wollte hierfür keine Bezahlung, doch als Dank kauften wir uns fürs Abendessen ein Paar hauseigene Würstchen in seinem 2qm Hofladen. Auch hier schwangen wir uns nochmal aufs Rad und fuhren 1,5 Stunden an der Oder lang. Wir endeten an einer Straße, an der uns eigentlich eine Fähre nach Polen am anderen Ufer hätte bringen können. Aber es war schon zu spät und außerdem gab es ja Corona. Hungrig kamen wir wieder am Bus an, die Ziegen wurden gerade in den Stall geholt und wir kochten unsere Würstchen. Dazu gab es- mal wieder unsere Bratkartoffeln, diesmal mit Feta dazu. Am nächsten Tag kauften wir noch etwas Käse als Mitbringsel im Hofladen. Dann ging es weiter.
Wir feierten Geburtstag. Josh wurde 25 und dazu stand ja auch schon die ganze Zeit ein Paket im Kofferraum. Wir saßen mit unserem Frühstück und einem Fertig-Edeka Kuchen an der Oder und stießen mit einem Käffchen in der Ruhe an. Auch hier fuhren wir noch etwa 3 Stunden in die nächstgelegene Stadt mit den Rädern und erkundeten die schöne Deichlandschaft an der Oder.
Unsere letzte Nacht verbrachten wir ebenfalls im tiefen Osten von Deutschland. Ich war ja nun schon nicht mehr der Meinung, hier gäbe es nur Felder, aber dieser Abend hätte für uns nicht schöner sein können. Abseits, am Ende einer Straße fragten wir einen Anwohner, ob wir dort stehen bleiben dürften. Er hatte damit, wie so viele Leute auf unserer Reise, kein Problem, solange wir keinen Müll hinterließen. Neben uns prasselte das Lagerfeuer einer kleinen Familie, die uns aber nicht weiter störte, weil sie weiter weg saß, und am Ufer saßen zwei junge Angler. Ab und zu zogen sie Fische aus dem dunklen See und hinter dem Bus ging die Sonne in pinkem und orangenem Leuchten unter. Es war ganz genau so kitschig, wie es klingt, aber es war ein Traum. Ab und zu schrie irgendein Vogel in der Ferne und wir spielten Kniffel und Skyjo in der Dämmerung.
Wir gingen schlafen, wenn wir müde waren und wir standen, wo es uns gefiel. Wir passten uns viel mehr der Natur an, indem wir uns einfach morgens anzogen, was bequem und praktisch war und hatten wirklich nur das an und mit, was wir brauchten. Wir hatten das Gefühl, dass dieser Trip uns wieder zurück zu uns gebracht hat. Ganz fernab von Wlan, Job und Pflichten. Alles was uns umgab war unser Bulli, Gesellschaftsspiele, ein Buch mit Road-Trip Ideen und leckeres, einfaches und vor allem selbst gekochtes Essen. Dazu ein Alsterwasser und der Urlaub war perfekt. Was eine Woche war, hat sich angefühlt, wie mindestens zwei.
Nach der Reise ist vor der Reise
Was in meiner Vorstellung als verklatschtes Aufwachen in einem stickigen Auto oder Zelt seinen Platz fand, veränderte sich zu einer der entspanntesten Morgende meines Lebens, an denen ich nichts zur Pflicht hatte, als das Bett zurückzuklappen, meine Zähne zu putzen und mir die Natur anzusehen, in der ich stehe. Man muss dazu sagen, dass das Bett im Elb Camper unglaublich großzügig ist und sich nicht wie eine Pritsche anfühlt, wie man es erwarten könnte. Das Zurückklappen des Bettes dauert keine 10 Sekunden und außerdem nahmen wir leichte Bettdecken mit, die es noch viel gemütlicher machten. Alles in allem danken wir Elb Camper für diese Erfahrung und schwelgen seitdem schon in Ideen und Planungen für unser nächste Reise.
Danke!